Freitag, 13. Juli 2012

Okayama - Stadt der Pfirsiche

Mein nächster Zwischenstopp war Okayama. Kein wirklicher Touristenspot aber sehr gemütlich. Aber wie gesagt, die Deutschen sind überall. In diesem Fall ein Austauschstudent aus Dresden!

Die Hauptattraktionen der Stadt sind innerhalb eines Tages gesehen und somit habe ich mir Zeit genommen, einfach mal nichts zu tun. Mein freundlicher japanischer Host hat mich gut mit Essen und Bier ("Die Deutschen trinken doch jeden Tag Bier, oder?") versorgt, sodass es mir an nichts fehlte. Am Wochenende nahm er mich und noch einen anderen Couchsurfer mit in sein Lieblings-Ramenrestaurant (Ramen = Nudeln) und in die Bar eines Freundes. Dieser möchte in Wien eine Bar eröffnen und lernt daher fleissig Deutsch.

Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen für eine Zazen-Meditation in einem Buddhistischen Tempel. "Denk an nichts und zähl fortlaufend bis 10. Ach ja, durch die Nase ein und durch den Mund ausatmen" Klingt einfach, ist es aber nicht. Die Füsse schlafen ein, man kann dem Singsang nicht folgen und ich kann mich nicht erinnern, dass es mir irgendwann gelungen wäre, an nichts zu denken. Da muss ich wohl noch paar Mal üben...

Unser Willkommensessen. Einfach, schnell und lecker. Tofu, Kartoffeln, Schweinefleisch und Pflaumen in einem Sud aus Katsuobushi (getrockneter Bonito Thunfisch)

Okayama-jo

Momo-kun inmitten des Asahi (?)- Flusses. Aufgrund heftiger Regenfälle in der vorherigen Nacht, war der Wasserpegel erhöht. Momo bedeutet Pfirsich und Kun ist ein Namenssuffix für Jungen. Er ist eine moderne Version von Momotaro, dem Pfirsichjungen, der vor allem in Okayama verehrt wird.

Hier noch mal ohne nasse Füsse am nächsten Tag.


Der Legende nach lebte einmal ein armes Ehepaar, die sich nichts sehnlicher als ein Kind wünschten. Eines Tages ging die Frau zum Wäschewaschen an den Fluss, in dem sie einen wunderschönen (sehr) grossen Pfirsich fand. Zuhause wollte das Paar die Frucht teilen, woraufhin dem Inneren ein kleiner Junge entsprang. Als der Junge herangewachsen war, zog er aus um einen menschenfressenden Dämon zu besiegen. Auf seiner Reise traf er einen Affen, einen Fasan und einen Hund, die ihn im Kampf unterstützten.


Korakuen - einer der drei schönsten Gärten Japans.

Das Gute, wenn man mit Einheimischhen unterwegs ist. Man sieht Ecken, die ein normaler Tourist nicht findet. Zusammen mit einem Freund meines Hosts war ich in einem kleinen japanischen Soba-Restaurant essen, welches Platz für ca. 8 Leute hatte. Die Soba-Nudeln werden kalt serviert und vor dem Verzehr in die Suppe getaucht. Meine enthielt Entenfleisch und frische Gewürze, es war ein Hochgenuss! Dazu bekommt man eine Kanne des Soba-Kochwassers, welches man nach dem Essen mit der Suppe mischt und trinkt. Es soll sehr gesund sein, aber verwässert den Geschmack der Suppe zu sehr :)

Donnerstag, 12. Juli 2012

Onomichi - Shimanami Kaido

Die ca. 70km lange Strecke zwischen Onomichi und Shikoku ist als einzige für Fussgänger und Fahrradfahrer passierbar und so ist es nicht verwunderlich, dass viele diese wunderschöne Tour mit dem Rad bestreiten. Nur eben nicht gerade in der Regenzeit. Dummerweise war ich genau zu dem Zeitpunkt da. Und auch wenn der Wetterbericht für den nächsten Tag Sonne ansagt, heisst das noch lange nicht, dass es auch eintrifft. Daher habe ich einfach mal das Beste gehofft, mir einen Drahtesel ausgeliehen und los ging es.

Lotus vor dem Kosanji Tempel auf Ikuchijima. Da der Eintritt recht teuer war, habe ich mich damit begnügt von aussen Photos zu machen.



Diese beiden Gesellen sind "teru teru bozu". Sie werden meist aus Taschentüchern gebastelt und sollen für schönes Wetter sorgen. In meiner Zeit in Minami Izu hat es tatsächlich funktioniert aber gegen die Regenzeit ist auch ein Spezialist für Sonnenschein machtlos.

Naja, bei schönem Wetter Radfahren kann ja jeder...



Später hat es aber derart geschüttet, dass ich mich in den nächsten Onsen flüchten musste. Gibt schlimmere Arten einen Nachmittag zu verbringen als im heissen Wasser auf das Ende des Regens zu warten :)

Onomichi - Tor zu Inlandssee

Nun war ich in Hiroshima und hatte noch 1,5 Wochen Zeit bis zum Gion Matsuri in Kyoto. Was also tun? Ab in den Bummelzug Richtung Kyoto und Zwischenstopps einlegen wo es schön ist. Der erste war Onomichi, eine kleine verschlafene Stadt an der Seto-naikai (Seto-Inlandssee). Onomichi ist über ein Brückensystem mehrerer kleinerer Inseln mit Shikoku verbunden (Shimanami Kaido). Am besten erkundet man diese Stadt per Fuss in den unzähligen kleinen Gässchen, vorbei an Tempeln und hinauf zum Mt. Senkoji Observatorium.









Miyajima

Miyajima ist eine kleine Insel in der Nähe von Hiroshima und bequem per Fähre erreichbar und somit ideal für einen Tagesausflug. Die meisten von euch werden diese Insel unbewusst kennen, da das dortige torii (Tor) zum Itsukushima Schrein ein beliebtes Japanmotiv darstellt. Das Tor wie auch der Schrein sind auf Stelzen im Wasser gebaut, sodass sie bei Flut zu schwimmen scheinen.






Freilaufende Rehe gibt es dort scharenweise. Und die sind gefrässig!

Erst wollen die mein Eis...

Und dann klauen sie nem Kind das Schnuffeltuch :D

Hiroshima

Zusammen mit Athena fuhr ich mit dem Shinkansen von Kobe nach Hiroshima. Am Ticketschalter wurde meine Geduld so richtig auf die Probe gestellt. Ich habe der Serviceangestellten in meinem besten Anfängerjapanisch erklärt was wir möchten aber sie hielt es nicht für nötig ihr Sprachniveau dem meinem anzupassen. So geschah es, dass wir eine geschlagene halbe Stunde um einander herum redeten, bis sie es einsah und ihre Kollegin holte, die Englisch sprach. Diese Unflexibilität habe ich hier schon einige Male erlebt, da es vielen Japanern schwer fällt auf ungewohnte Situationen zu reagieren. Alles wird strikt nach Lehrbuch abgehandelt um bloss nicht das Gesicht zu verlieren. Im Umgang mit anderen Japanern mag das vielleicht funktionieren, aber ich bin ein einfacher Touri!

Zu guter letzt sind wir in Hiroshima angekommen. Die Fahrt im Shinkansen war vor allem eines, schnell. Braucht man mit dem Bummelzug für diese Strecke 5 oder 6 Stunden, so ist man mit dem Shinkansen innerhalb 1 Stunde am Ziel.


Hiroshima ist wie ein Phönix aus der Asche auferstanden. Nichts in dieser blühenden und lebhaften Grossstadt lässt auf ihre traurige Vergangenheit schliessen. Der Atombomben Dom ist einer der wenigen verbliebenen Zeigzeugen und steht als Mahnmal unweit der Abwurfstelle der Atombombe.

Der Cenotaph im Friedensgedenkpark ist ein Ehrengrabmal für die unzähligen Opfer der Atombombe. Er steht in einer Linie mit dem Dom und der Friedensflamme. Diese brennt seit 1964 und wird erst erlöschen, wenn alle nuklearen Waffen von der Welt verschwunden sind.



Dieses Denkmal ist den verstorbenen Kindern gewidmet. Es basiert auf der Geschichte des jungen Mädchens Sadako Sasaki, das an Leukämie starb. Sie faltete 1000 Papierkraniche in der Hoffnung auf Heilung.

Noch heute schicken Leute, vor allem Kinder, Ketten aus Papierkranichen nach Hiroshima, die nahe des Denkmals aufgehängt werden.


Eine japanische Legende besagt, dass demjenigen, der 1000 Papierkraniche faltet, ein Wunsch erfüllt wird. Der Kranich ist ein Symbol des Glücks und verheisst ein langes Leben.















Auch nach einem Besuch im Friedensgedenkmuseum ist es schwer zu begreifen, was den Menschen hier widerfahren ist. Es lässt einen erzittern, zu wieviel Menschen bereit sind einander anzutun. Wenn so der Fortschritt einer zivilisierten Gesellschaft aussieht, dann kann uns keiner mehr helfen.

Kobe

Von Osaka nur einen Katzensprung entfernt liegt Kobe, eine kleine Stadt in der Bucht von Osaka. Hier tummeln sich allerlei Leute unterschiedlicher asiatischer aber auch westlicher Herkunft. Hier habe ich einige Nächte bei  Manish übernachtet, einem indischen Geschäftsmann, der projektbedingt ein halbes Jahr in Kobe lebt. Wir kamen sehr gut miteinander aus, einziger Wermutstropfen war das Fehlen eines Zweitschlüssels, sodass ich jeden Morgen 6:45 (!!!) mit ihm das Haus verlassen musste. Naja, so hat man wenigstens was vom Tag...

Die Akashi Kaikyo Brücke ist eine von drei Brückensystemen, die Honshu mit Shikoku verbindet.

Blick auf Kobe und Suma Beach.

Das durfte natürlich nicht fehlen! Einmal Kobe Beef zum Mittag. Es war sehr gut und sehr teuer.

Der Meriken Park im Hafen von Kobe. Fotografiert vom Mosaik Garden aus, in dem sich viele Bars und Restaurants befinden. Ich war mit Athena, die ich in Osaka im Hostel kennengelernt habe, im Fishermens market. Zum all you can eat :)

Fishermens Market.



Athena und ich. Oder wie wir sagten "David und Goliath"...

"Dreh dich doch einfach mal!"